Wer die meisten Daten hat, hat gute Chancen, das Rennen in der Versicherungsbranche für sich zu entscheiden. Anbieter, die mehr Kundennähe erreichen wollen, brauchen dafür Zugriff auf Daten. Für das Berliner Insurtech Coya war das der Hauptgrund dafür, ein vollwertiger Versicherer zu werden. Start-ups könnten nur schwer direkt mit den traditionellen Anbietern konkurrieren, sagte Coya-Datenchef Liuben Siarov auf einer Fachkonferenz. Wenn sie Daten dagegen auf neue Weise nutzen, könnten sie neue Dienstleistungen und Produkte entwickeln.
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LVRG: Regierung und Parteien nicht synchron
Berichte über Pläne der Regierung in Sachen Zinszusatzreserve (ZZR) und Provisionsdeckel haben Fachpolitiker der Regierungsparteien überrascht. Der CDU-Abgeordnete Carsten Brodesser sagte, er warte weiter auf den Evaluierungsbericht zum Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) aus dem Finanzministerium. Er war ursprünglich schon im Mai im Finanzausschuss erwartet worden. Nach Angaben aus Regierungskreisen will die Regierung die Assekuranz bei der ZZR entlasten und plant die Einführung eines Provisionsdeckels. Der FDP-Politiker Frank Schäffler sprach von Symbolpolitik.
Verlust der Kundenschnittstelle ist größte Bedrohung
Die Welt wird für die Versicherer ungemütlicher. Neben umfassenderer Regulierung muss die Branche mit den Angriffen von Insurtechs und Internetriesen auf ihr Geschäftsmodell umgehen. Die Versicherer müssen aufpassen, dass sie nicht die Kundenschnittstelle verlieren, warnte Daniel Englberger von der Zurich auf einer SZ-Fachkonferenz. Geraten sie in die Rolle des reinen Risikoträgers, wird ihre Leistung austauschbar, und die Preise geraten stark unter Druck. Versicherer und Rückversicherer müssen sich intensiv mit unstrukturierten Daten auseinandersetzen, auch wenn vorher nicht klar ist, zu welchen Ergebnissen es führen wird.
Versicherer uneins bei Telematik-Tarifen
Die Einsatzmöglichkeiten von Telematik-Tarifen werden in der deutschen Versicherungsbranche sehr unterschiedlich bewertet. Während große Konzerne wie Generali Deutschland und R+V auf Policen setzen, die das individuelle Fahrverhalten der Versicherungsnehmer aufzeichnen und analysieren, verfolgt das Berliner Insurtech Friday bei der Digitalisierung der Kfz-Versicherung eine andere Strategie. Friday-Chef Christoph Samwer (Bild) hält die Messung des Fahrverhaltens für kontraproduktiv, um das Verhältnis der Kunden zum Thema Versicherung zu verbessern. Zudem sei die Technik noch nicht reif für den Massenmarkt, sagte er auf einer Fachkonferenz der Süddeutschen Zeitung in Köln.
Central, DKV und Signal Iduna vertrauen IBM
Die privaten Krankenversicherer Central, DKV und Signal Iduna setzen beim Angebot einer elektronischen Gesundheitsakte (eGA) auf ein gemeinsames Vorgehen. Sie werden den Versicherten im Laufe des Jahres die von IBM und der Techniker Krankenkasse entwickelte eGA anbieten. Ein entscheidender Vorteil der cloudbasierten Lösung seien die Sicherheit der Datenspeicherung, die Hoheit der Kunden über ihre Daten und die Festlegung auf offene Standards, sagt Signal Iduna-Vorstand Markus Warg. Die eGA lasse sich leicht in die Systeme der Versicherer integrieren. Die verschiedenen Funktionen der Akte werden einen hohen Gebrauchsnutzen für die Versicherten haben und damit die Kundenbindung erhöhen, hofft Warg.
Axa wirft Nebelkerzen
Dokumentation Der Axa-Konzern versucht, mit der negativen Publicity nach der Kündigung der Verträge in der Unfall-Kombirente fertig zu werden. Um Mitarbeiter und Vermittler mit Argumenten auszustatten, hat das Unternehmen ein internes Papier verbreitet, das angeblich die „Behauptungen widerlegt“, die über die Axa unter anderem in der SZ und im Versicherungsmonitor aufgestellt wurden. Wir dokumentieren das Papier. Leider enthält es keine Argumente, sondern versucht, vom eigentlichen Problem abzulenken.
Linke fragt nach Vergleichsportalen
Vergleichsportale spielen im Versicherungsvertrieb eine zunehmend wichtige Rolle. Allerdings monieren Kritiker fehlende Transparenz, etwa was Versicherungsunternehmen betrifft, die nicht vertreten sind und deshalb bei einem Vergleich außen vor bleiben. Die Bundestagsfraktion die Linke will jetzt wissen, ob die Regierung strengere Regeln plant und wie sich die Provisionseinnahmen der Portale entwickelt haben. Außerdem fragt sie nach Konsequenzen aus dem Streit zwischen BVK und Check24.
R+V fährt autonomen Bus im Straßenverkehr
Die R+V darf ihren selbstfahrenden Bus künftig auch auf den Straßen in Wiesbaden einsetzen. Damit ist der Versicherer das erste Privatunternehmen in Deutschland, das eine Zulassung für ein autonomes Fahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr erhalten hat. Noch fährt der Bus nur auf einer Strecke von 300 Metern vor der Unternehmenszentrale, im Sommer soll jedoch ein größeres Projekt mit den Mainzer Verkehrsbetrieben starten. Dann soll der Bus eine Strecke von zwei Kilometern an der Rheinpromenade bewältigen.
Bieterwettkampf um Versicherungskunden
Das Insurtech Honcho aus Großbritannien plant, das Vertriebsmodell der Versicherungsbranche auf den Kopf zu stellen: Potenzielle Kunden schreiben ihre Anforderungen in der App des Start-ups aus, Versicherer können darauf bieten. Als „Tinder für die Autoversicherung“ beschreibt Mitgründer Frank Speight das Geschäftsmodell, das letztendlich zu günstigeren Preisen für die Versicherten führen soll. Starten will Honcho mit Autoversicherungen, die Erweiterung auf andere Sparten und Geschäftsbereiche ist schon fest geplant.
Risiko Kontaktsportart: Bitte nicht berühren
Legal Eye – Die Rechtskolumne Auf die Versicherer kommt ein völlig neues Haftungsrisiko zu. Immer mehr Studien belegen, dass die bei Kontaktsportarten wie Rugby und Fußball erlittenen Gehirnerschütterungen das Risiko späterer Demenzerkrankungen enorm erhöhen. Eine US-Class-Action von Fußballprofis gegen die Fifa ist jüngst nur aufgrund von deren fehlender Passivlegitimation als internationaler Verband und nicht wegen fehlender Erfolgsaussichten abgewiesen worden. Im Amateurbereich ist die Problematik vergleichbar. Vereine müssen prüfen, ob die regelmäßigen Haftungsausschlüsse in ihren Satzungen wirksam sind, kommerzielle Veranstalter sollten darüber nachdenken, entsprechende Klauseln in ihre Verträge aufzunehmen.
Daten, Aufsicht, Nahles-Rente
Was die Woche bringt An dieser Stelle nehmen wir die Themen der kommenden Woche in den Blick und stellen wichtige Branchentermine vor. Dieses Mal: SZ-Konferenz „Data Analytics und Big Data in der Assekuranz“, Eiopa-Chef Gabriel Bernardino spricht vor Wirtschaftsjorunalisten und HDI lädt zum bAV-Expertenforum.
VHV profitiert von Biometrieprodukten
Der Maklerversicherer VHV sieht sich mit der im Jahr 2005 eingeschlagenen Strategie, den Fokus in der Lebensversicherung auf Biometriepolicen zu legen, auf dem richtigen Weg. Die Probleme einiger Wettbewerber mit der Zinszusatzreserve und der Solvenzquote kennt den Hannoveraner Versicherer größtenteils nicht. Bei der Digitalisierung legt die VHV ihren Schwerpunkt weniger auf Kooperationen mit Insurtechs, sondern vorrangig auf die Überarbeitung der unternehmensinternen Prozesse. In der Belegschaft dürfte sich die Digitalisierung durch geänderte Anforderungen bemerkbar machen, betonte VHV-Chef Uwe Reuter bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das Jahr 2017. Einen Stellenabbau erwartet der Versicherer nicht.
Run-off-Spezialisten brauchen langen Atem
Herbert Frommes Kolumne Zurich-Finanzchef Torsten Utecht fand am Dienstag beim 15. Kölner Rückversicherungssymposium der TH Köln deutliche Worte: Die spezialisierten Run-off-Plattformen haben derzeit vermutlich deutlich höhere Verwaltungskosten als die traditionellen Lebensversicherer, weil sie kaum Volumen aufweisen können. Tatsächlich sind die Run-off-Anbieter in einer schwierigen Situation: Wenn sie zu viel für Bestände bezahlen, rechnet sich ihr Geschäft nicht und die Anleger würden zu Recht unruhig. Bieten sie zu wenig, kriegen sie nicht das Volumen. Deshalb ist ein möglicher Generali-Deal mit vier Millionen Verträgen für die Plattformen so wichtig.
D&O: AGCS fordert Ende des Preiskampfs
Die Situation in der Managerhaftpflichtversicherung ist alles andere als rosig. Angesichts des hohen Wettbewerbs sinken die Preise schon seit Jahren, während die Schäden steigen. Der Markt steckt tief in den roten Zahlen. Die Branche müsse endlich den Mut finden, ehrliche Preise für ihre Deckungen zu verlangen, fordert AGCS-Vorstand Andreas Berger bei der Financial Lines-Fachtagung des Asskuradeurs Dual in Köln. Wenn die Anbieter aufgrund der Dumpingpreise die Schäden nicht mehr vernünftig zahlen, liefen sie Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren – und zwar auch in anderen Industrieversicherungssparten. Eine gute D&O-Deckung sei der Türöffner zum Unternehmen, so Berger.
Mit Identitätsklau in die Firmenkasse
Mithilfe von Identitätsdiebstahl veranlassen Hacker betrügerische Überweisungen oder bemächtigen sich als vermeintlicher Mitarbeiter wertvoller Lkw-Fracht. Wirtschaft und Assekuranz entstehen dadurch hohe Schäden. Allein durch Fake President-Betrugsfälle haben Wirtschaftskriminelle in den vergangenen zwei Jahren 150 Mio. Euro ergaunert, berichtete Rüdiger Kirsch, beim Kreditversicherer Euler Hermes verantwortlich für die Vertrauensschadenversicherung, in Berlin. Der Leiter der Anlaufstelle Cybercrime in Nordrhein-Westfalen Markus Hartmann forderte von Cyber-Kriminellen getroffene Unternehmen zur Zusammenarbeit mit den Behörden auf.














