Lebensversicherer müssen mehr in Aktien investieren, wenn sie im Niedrigzinsumfeld noch eine nennenswerte Rendite erzielen wollen, fordert der Analyst Carsten Zielke. Er hat dazu eine neue Studie vorgelegt. Er empfiehlt eine Quote von 15 Prozent. Das Durationsmanagement der Versicherer, bei dem sie die langlaufenden Verpflichtungen mit ebenso langfristigen Kapitalanlagen unterlegen, sieht Zielke dagegen als nachrangig an. Bei der Altersvorsorge-Konferenz der Süddeutschen Zeitung erntete er dafür viel Kritik von Versicherern.
Abo
Zurich Deutschland verliert Innovationschef
Leute – Aktuelle Personalien Alexander Bernert (Bild), Head of Innovation & Market Management bei der Zurich Deutschland, verlässt das Kölner Unternehmen Ende September mit unbekanntem Ziel. Außerdem: Der Run-off-Spezialist Marco hat Alan Barlow zum Chief Claims Officer ernannt, der erfahrene Versicherungsexperte kommt vom Abwickler Darag. Der frühere Aon Hewitt-Chefaktuar hat sich selbstständig gemacht. Die Schweizer Zurich hat eine neue Chef-Underwriterin. Gothaer-Chef Oliver Schoeller folgt im Vorstand des europäischen Verbands der Gegenseitigkeitsversicherer Amice auf Christopher Lohmann, und Analyst Carsten Zielke wird Mitglied einer EU-Taskforce.
GDV fürchtet Fehlentwicklungen bei Solvency-Review
Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) warnt vor kontraproduktiven Folgen der vorläufigen Vorschläge von Eiopa für eine Überarbeitung der Eigenkapitalregeln Solvency II. Die Assekuranz könnte in der Folge vor langfristigen Investitionen zurückschrecken und damit bei Großprojekten wie dem Umbau der europäischen Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit als Kapitalgeber ausfallen. Eiopa sollte ursprünglich bis Mitte des Jahres ihre Vorschläge für den Review vorlegen, die Frist wurde wegen der Corona-Krise aber bis Jahresende verlängert. Der GDV reagiert auf die Ergebnisse einer internen Untersuchung.
PwC: Versicherer bei Innovationen zu langsam
Bis Produktinnovationen von Versicherern auf den Markt kommen, können schon mal Jahre vergehen. So überrascht es auch nicht, dass laut einer aktuellen Untersuchung des Beraters PwC und der Versicherungsforen Leipzig nur 30 Prozent der befragten Versicherungsmitarbeiter die Assekuranz als First Mover bezeichnen würden. Die Mehrheit sieht die Versicherer eher in der Rolle der schnellen Nachahmer. Doch wenn die Risikoträger zukunftsfähig bleiben wollen, müssen sie einen strategischen und kulturellen Wandel im Unternehmen einläuten. Chancen gibt es genug, ebenso wie Baustellen.
BaFin will mehr Informationen über Corona
Frank Grund, Versicherungsaufseher der BaFin, fordert mehr Informationen von den Versicherern, wie sich die Corona-Krise auf sie auswirkt. Entsprechende Erklärungen habe er in den aktuellen SFCR-Berichten ebenso vermisst wie in den ORSA-Berichten unter Solvency II, monierte er bei einer Altersvorsorge-Konferenz der Süddeutschen Zeitung. Grund zeigte sich optimistisch, dass alle Lebensversicherer trotz Krise ihre Verpflichtungen erfüllen können.
Corona-Roundup: Euler Hermes, Etihad Airways, FDP
Euler Hermes, die Kreditversicherungstochter der Allianz, will angesichts des auslaufenden Schutzschirms den Versicherungsschutz für einige Unternehmen kürzen und bis Ende des Jahres befristen. Der Bund hatte im April eine Garantie von 30 Mrd. Euro übernommen. Sie läuft am 31. Dezember aus. Die Fluggesellschaft Etihad Airways will mit einer Covid-19-Police mehr Kunden anlocken, Versicherer ist die Axa. Die FDP erkundigt sich in einer Kleinen Anfrage nach den Corona-bedingten Insolvenzen in Deutschland und ob die Regierung weitere Maßnahmen plant.
Wie der Kreditversicherer-Schutzschirm wirkt
Meinung am Mittwoch Die Corona-Pandemie wird weltweit zu einem starken Anstieg bei den Firmeninsolvenzen führen. Doch die Entwicklung verläuft in den einzelnen Ländern höchst unterschiedlich. Während die USA bereits in diesem Jahr den Höhepunkt der Unternehmenspleiten sehen werden, ist in Deutschland erst im Januar 2021 mit einer Pleitewelle zu rechnen. Sie wird im internationalen Vergleich aber relativ milde ausfallen. Das hat auch mit dem Schutzschirm der Bundesregierung für die Kreditversicherer zu tun.
Firmen müssen schärfere Haftungsrisiken fürchten
Nach Einschätzung des Allianz-Industrieversicherers AGCS hat die Corona-Krise die Lage für Unternehmen verschärft, wenn es um Haftungsrisiken geht. Sammelklagen und hohe Abfindungen für Geschädigte, teure Rückrufaktionen in der Automobil- und Lebensmittelindustrie, Schäden durch Proteste und Ausschreitungen sowie scharfe Auflagen in Sachen Umweltschutz und Luftqualität in Innenräumen – die Gefahren sind vielfältig. Hinzu kommt, dass die Pandemie die Schadenmuster im Haftpflichtbereich verändert hat.
KI: Die Daten sind das Entscheidende
Für die erfolgreiche Anwendung von künstlicher Intelligenz kommt es vor allem darauf an, dass Versicherer über genügend Daten verfügen. Das sagte Jörg Bienert vom KI-Bundesverband auf einer SZ-Konferenz. Die Entwicklung einer Datenstrategie sei deshalb entscheidend. Zu den aktuellen spannenden Entwicklungen mit großem Anwendungspotenzial zählt er das Sprachmodell GPT3 zur Verarbeitung von Sprache und Texten. Der Ergo-Manager Mark Klein macht sich keine Sorgen, was die Verbreitung der neuen Technologien in der Assekuranz im Vergleich zu anderen Branchen betrifft. Die Ergo selbst setze sie in der gesamten Wertschöpfungskette ein.
Rückversicherung: Corona schmälert Kapitalangebot
Noch ist das Rückversicherungskapital relativ stabil. Experten erwarten allerdings, dass die Corona-Krise deutliche Spuren hinterlassen wird. Das gilt für traditionelle Rückversicherer wie auch alternative Kapitalgeber, die über Versicherungsverbriefungen in den Markt investieren. Davon zeigten sich Experten bei einer Diskussion des Rückversicherers Munich Re überzeugt. Langfristig werde sich der Verbriefungsmarkt aber erholen – und sich auch für Risiken jenseits der üblichen Naturkatastrophendeckungen begeistern.
KI: Viel Kleinklein, wenig Strategie
Dr. Google ist bei deutschen Versicherten vermutlich der beliebteste Arzt. Die privaten Krankenversicherer sehen ihn ambivalent: Einige fürchten die Übermacht des Technologie-Riesen und wollen mit eigenen Angeboten gegenhalten. Andere freuen sich, wenn der Blick ins Internet den Gang zum echten Arzt erspart und damit Kosten senkt. Das wurde auf der digitalen Fachkonferenz „KI und Data Analytics in der Versicherungsbranche“ der Süddeutschen Zeitung deutlich. Sie zeigte auch, dass den privaten Krankenversicherern die große Vision beim Thema künstliche Intelligenz (KI) bislang fehlt, das Engagement konzentriert sich auf einzelne Projekte.
S&P: Negativer Ausblick trotz steigender Preise
Die Preise in der Rückversicherung steigen zurzeit stark. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat der Branche dennoch erneut einen Dämpfer verpasst und den negativen Ausblick von Mai bestärkt. Sie geht davon aus, dass die Anbieter es in diesem Jahr erneut nicht schaffen werden, ihre Kapitalkosten zu verdienen, sagte S&P-Director Johannes Bender in einer Pressekonferenz. Die Gruppe der 20 größten Rückversicherer wird in diesem Jahr im Schnitt eine Schaden- und Kostenquote von 103 bis 108 Prozent erwirtschaften. Die Corona-Pandemie werde sich mit sechs bis acht Prozentpunkten auswirken.
Swiss Re fordert klare Pandemie-Klauseln
Nach den Lockdowns der Corona-Krise gab es viele Streitigkeiten zwischen Versicherern und ihren Kunden darüber, ob Schäden durch die Pandemie gedeckt sind oder nicht. Darunter hat die Reputation der Branche gelitten. Mit klareren Bedingungswerken wäre das nicht passiert, glaubt Thierry Léger, Group Chief Underwriting Officer bei der Swiss Re (im Bild links). Um auf die nächste Pandemie vorbereitet zu sein, müsste die Branche hier nacharbeiten und für mehr Klarheit und standardisierte Klauseln sorgen. Ebenso wie Konkurrent Munich Re rechnen die Schweizer mit weiter steigenden Rückversicherungspreisen.












