Ehrgeizige Klimaziele bleiben für die Versicherer trotz Wirtschaftsschwäche, geopolitischer Herausforderungen und gestiegener Energiepreise wichtig. Das betonte der Präsident des Lobbyverbands der Branche GDV Norbert Rollinger auf einer Veranstaltung in Berlin. Ohne eine Begrenzung der Erderwärmung sei letztlich die flächendeckende Versicherbarkeit bedroht. Der CO2-Fußabdruck der Kapitalanlage der Branche hat sich nach aktuellen Zahlen verbessert.
Aufsicht & Regeln
Unklare Klauseln zwingen Versicherer zur Deckung
Im Zusammenhang mit dem Dieselskandal kommen auf Verkehrsrechtsschutzversicherer eventuell weitere Kosten zu. Wegen unklar formulierter Versicherungsbedingungen muss ein Versicherer für die Klage einer Kundin gegen einen Autohersteller aufkommen, die ein gebrauchtes Fahrzeug mit manipulativer Software erworben hat. Das hat der Bundesgerichtshof entschieden.
BaFin ermahnt Signal Iduna erneut
Die Finanzaufsicht BaFin hat die Signal Iduna erneut aufgefordert, Mängel bei der IT-Geschäftsorganisation abzustellen. Hintergrund ist eine Nachprüfung im vergangenen Jahr. Dabei ist die Behörde zu dem Ergebnis gekommen, dass noch nicht alle bei der erstmaligen IT-Prüfung 2021 monierten Punkte behoben worden sind. Die Signal Iduna zeigt sich optimistisch, die Anforderungen bald erfüllen zu können.
Regierung prüft weiter Elementar-Opt-out
Das Bundesjustizministerium arbeitet an einem Gesetzentwurf zur Erhöhung der Verbreitung von Elementarschadendeckungen unter Hausbesitzern, Details wie ein mögliches Opt-out sind aber noch offen. Das sagte die Staatssekretärin Anette Kramme auf einer Veranstaltung des Verbands der öffentlichen Versicherer in Berlin. Damit das Ziel erreicht wird, sei die Bezahlbarkeit von Prämien besonders wichtig. Von Verbandsseite gab es viel Zustimmung.
Erst Dora, jetzt NIS2: Doppelbelastung droht
Die EU-Richtlinie mit dem kryptischen Namen NIS2 hat es in sich. Sie weitet die Anforderungen an die Cybersicherheit stark aus. Nicht mehr nur kritische Infrastrukturen wie Energieversorger oder Krankenhäuser werden erfasst. Die Richtlinie gilt für bis zu 30.000 deutsche Unternehmen. Die Geschäftsführung betroffener Firmen muss bei mangelnder Cybersicherheit künftig persönlich haften. Experten schlagen Alarm.
Bayern will Versicherern die Rechtsberatung erlauben
Rechtsschutzversicherer sollen ihre Kunden künftig außergerichtlich beraten dürfen. Das schlägt der Freistaat Bayern vor. Die Justizministerkonferenz der Länder soll darüber im November entscheiden und ein entsprechendes Gesetzesvorhaben auf den Weg bringen. Der Vorstoß ist im Sinne der Versicherer – doch anwaltliche Berufsverbände laufen Sturm. Es geht um ein Milliardengeschäft.
Autoversicherer wollen Zugang zu Daten
Die Autoversicherer wünschen sich freien Zugang zu den Daten, die in modernen Fahrzeugen produziert werden. Die Politik soll dabei helfen, forderte HUK-Coburg-Chef Klaus-Jürgen Heitmann auf einer Mobilitätskonferenz des Versichererverbands GDV in Berlin. Sorgen machen der Branche auch die hohen Preise für Ersatzteile. Sie seien der Haupttreiber für steigende Preise in der Kfz-Versicherung.
BaFin setzt auf risikobasierte KI-Aufsicht
Mit der KI-Verordnung will die EU künstliche Intelligenz (KI) regulieren und auf einer sicheren, ethischen und transparenten Basis Innovationen in dem Bereich fördern. Die BaFin erwarte von beaufsichtigten Versicherungsunternehmen, die KI- und Machine-Learning-Anwendungen nutzen, ein angemessenes Management aller Risiken, erklärte Stefan Nohl, bei der Behörde zuständig für die Aufsicht über interne Modelle im Bereich quantitative Risikomodellierung, bei einer Konferenz von Businessforum21. Dafür seien neben den in der KI-Verordnung adressierten Risiken die bestehenden Governance-Anforderungen zu beachten, die für alle IT-Anwendungen gelten.
Viele Kommunen ohne Elementarversicherung
Viele Gemeinden haben ihre Gebäude zwar gegen Schäden durch Brände oder Stürme versichert, verfügen aber über keine Elementarschadendeckung für den Fall einer Überschwemmung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Hohenheim im Auftrag des Versichererverbands GDV. Das Bild auf der kommunalen Ebene ähnele damit der Situation auf dem privaten Wohngebäudeversicherungsmarkt. Wegen der geringen Verbreitung von Elementarpolicen gibt es immer wieder Forderungen nach einer Versicherungspflicht.
Cyber: Zurich fordert Politik zum Handeln auf
Regierungen sollten sich bei Cyberschäden nicht nur auf die Schadenregulierung der Versicherer verlassen, wenn sie langfristig resilient sein wollen, schreibt der Schweizer Versicherer Zurich in einer aktuellen Studie. Um die Bedrohungslandschaft vollständig zu verstehen, benötige es eine bessere Dateninfrastruktur. Der Versicherer fordert politische Entscheidungsträger dazu auf, nationale Cyber-Statistikämter einzurichten und sie mit der Erstellung eines Echtzeitüberblicks über die Cybersicherheit eines Landes zu beauftragen.
Versicherer setzen auf Private Credit
Europäische Versicherer setzen verstärkt auf Private Credit, um höhere Renditen zu erzielen und ihre Portfolien zu diversifizieren. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der US-amerikanischen Ratingagentur Fitch. Die Ratingagentur hat 15 Versicherer befragt, die hauptsächlich aus Deutschland, Frankreich und Italien stammen. Während Fitch sich um die Stabilität der Versicherer angesichts steigender Investitionssummen noch keine Sorgen macht, betrachtet die BaFin das Thema mit Skepsis.
UK: Verbraucherschützer starten Superbeschwerde
Verbraucher in Großbritannien klagen über schleppende Schadenbearbeitung und andere Schikanen in der Wohngebäude- und Reiseversicherung. Häufig sei der Kontakt mit der Versicherung nervenaufreibender als der Schadensfall selbst, kritisieren Verbraucherschützer. Die Verbraucherschutzorganisation Which? hat deshalb nun eine sogenannte Super Complaint bei der Aufsicht FCA eingereicht, eine Art Sammelbeschwerde, die Missstände aufdecken und Verbesserungen durchsetzen soll.
JLR soll Abschluss von Cyber-Police versäumt haben
Der britische Automobilkonzern Jaguar Land Rover kann angesichts des erwarteten hohen Schadens durch den Cyberangriff vergangene Woche wohl nicht auf Zahlungen von Versicherern setzen. Berichten zufolge stand das Unternehmen kurz davor, eine Cyber-Deckung einzukaufen, zu einem Abschluss kam es jedoch nicht mehr. Der Schaden dürfte erheblich sein. Die Produktion des Herstellers wird noch bis in den Oktober hinein weltweit gestoppt bleiben.












