Die Rückversicherer haben im vergangenen Jahr prächtig verdient und dürften auch 2025 Ergebnisse oberhalb ihrer Kapitalkosten einfahren, glaubt die Ratingagentur A.M. Best. Anders als in anderen Preiszyklen könnte die Disziplin bei den Preisen und Bedingungen dieses Mal von Dauer sein. Allerdings wird die Haftpflichtrückversicherung die Anbieter auch weiterhin vor Herausforderungen stellen.
Rückversicherer
Swiss Re: Haftpflicht-Sanierung abgeschlossen
Das US-Haftpflichtgeschäft hatte dem Rückversicherer Swiss Re zuletzt heftige Kopfschmerzen bereitet. Wegen steigender Schäden musste der Konzern Nachreservierungen vornehmen und trennte sich im großen Stil von unprofitablem Geschäft. Die Sanierung ist nun abgeschlossen, verkündete Konzernchef Andreas Berger bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Der Verzicht auf Haftpflichtgeschäft machte sich zwar noch beim Umsatz bemerkbar, aber beim Gewinn konnte die Swiss Re ein sattes Plus verbuchen.
Hannover Rück verzeichnet Preisrückgang
Der Rückversicherer Hannover Rück hat den Gewinn im ersten Halbjahr trotz hoher Katastrophenschäden um 13,2 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro gesteigert. Die Gesellschaft nutzte ein positives Währungsergebnis, um die Schadenreserven zu stärken, und bestätigt die Ziele für das Gesamtjahr. Der jüngste Preisrückgang in der Erneuerung von Geschäft in der Schadenrückversicherung um 2,9 Prozent sollte nicht überwertet werden, sagte Finanzchef Christian Hermelingmeier.
Aon: Makler als Alternative zum Katastrophenmodell
Viele Erstversicherer setzen kein lizenziertes Katastrophenmodell ein, um die potenziellen Auswirkungen von Naturkatastrophen auf ihr Geschäft zu modellieren. Zu diesem Ergebnis kommt der Großmakler Aon in einer aktuellen Befragung. In dieser Gruppe befinden sich unter anderem Regionalversicherer aus den USA. Die Zusammenarbeit mit einem Rückversicherungsmakler kann laut Aon eine Alternative sein. Im ersten Halbjahr mussten gerade die Versicherer in den USA überdurchschnittlich hohe Schäden durch Naturkatastrophen schultern.
Munich Re: Sinkende Preise lassen Aktie einbrechen
Die Munich Re hat bei der Juli-Erneuerung in der Rückversicherung erneut Preisrückgänge verzeichnet. Das bescherte dem auf Disziplin bedachten Konzern auch einen Rückgang des dabei gezeichneten Geschäftsvolumens. Aufgrund von Währungseffekten hat die Munich Re ihre Umsatzprognose für das Gesamtjahr gesenkt. An der Börse kamen diese Nachrichten trotz der ansonsten starken Halbjahreszahlen nicht gut an. Zu den Verkaufsverhandlungen der Nürnberger, an der Munich Re mit mehr als 19 Prozent beteiligt ist, hielt sich Konzernchef Joachim Wenning bedeckt.
Rosige Aussichten für Insurtechs mit KI-Fokus
Insurtechs weltweit haben im zweiten Quartal 1,09 Mrd. Dollar (940 Mio. Euro) eingeworben, rund 200 Mio. Dollar weniger als im Auftaktquartal. Besonders steil nach unten ging es für Insurtechs aus dem Sachversicherungsbereich. Tech-Firmen aus der Lebens- und Krankenversicherung verzeichneten dagegen ein steiles Plus um knapp 300 Prozent. Das ist das Ergebnis des aktuellen Insurtech-Berichts von Gallagher Re. Insurtechs mit Fokus auf künstliche Intelligenz (KI) stießen bei Investoren auf großes Interesse.
Keine Entwarnung bei Katastrophenschäden
Naturkatastrophen haben weltweit im ersten Halbjahr zu einem überdurchschnittlich hohen versicherten Schaden geführt, am Ende des Jahres könnte er sich auf annähernd 150 Mrd. Dollar (129,7 Mrd. Euro) belaufen. Das schätzt der Rückversicherer Swiss Re. Es sind sogar noch höhere Summen denkbar, da historisch gesehen mehr als die Hälfte des Schadenaufkommens für die Branche auf die Monate Juli bis Dezember entfällt. Ein Fokus liegt auf der Hurrikan-Saison.
Scor auf dem Weg der Besserung
Der Rückversicherer Scor hat im zweiten Quartal des Jahres ein gutes Ergebnis gezeigt. Nachdem die Franzosen im Vorjahreszeitraum aufgrund von Problemen in der Leben- und Kranken-Sparte tief in die roten Zahlen gerutscht waren, haben sie zwischen April und Juni 2025 einen Nettogewinn von etwa 226 Mio. Euro erzielt. Vergleichsweise niedrige Naturkatastrophenschäden haben dazu beigetragen. Chef Thierry Léger zeigte sich zufrieden, auch wenn der französische Erstversicherer Covéa erneut Ärger macht.
Teures Katastrophenhalbjahr
Die schweren Waldbrände im kalifornischen Los Angeles vom Januar waren die mit Abstand teuerste Naturkatastrophe im ersten Halbjahr weltweit. Sie sind der Hauptgrund dafür, dass es mit einem versicherten Schaden von 80 Mrd. Dollar (68,7 Mrd. Euro) ein besonders teures Auftakthalbjahr für die Branche war. Das zeigt die aktuelle Naturkatastrophenbilanz von Munich Re.
Versicherung, Klima und Kapitalismus
Herbert Frommes Kolumne Der ideologische Krieg um den Klimawandel ist in vollem Gange. In den USA hat die Regierung Trump die Auffassung, dass es keinen von Menschen gemachten Klimawandel gibt, zur Staatsideologie gemacht. Manche Unternehmen schließen sich an, oft unter Druck. Auch in Deutschland nimmt die Begeisterung für die Klimaziele ab, die Munich Re verlässt Klimainitiativen. In dieser Situation argumentiert Allianz-Vorstand Günther Thallinger, dass der Kapitalismus durch den Klimawandel sehr real gefährdet ist.
Die Munich Re zaudert beim Klima
Exklusiv Die Munich Re, einst als Vorzeigeunternehmen im Kampf gegen die Klimakrise gefeiert, verabschiedet sich gleich aus mehreren internationalen Klima-Initiativen. Das Unternehmen betont, dass es an seinen Klimazielen festhält. Die Allianz erklärt, dass sie Mitglied in der Net Zero Asset Owner Alliance bleibt. Experte Carsten Zielke glaubt, dass der Rückversicherer seinen Entschluss noch bereuen könnte.
Fitch sieht britische Captive-Reform kritisch
Die Ratingagentur Fitch steht den Plänen der britischen Regierung, für Captives und Versicherungsverbriefungen regulatorische Lockerungen einzuführen, skeptisch gegenüber. Sie erwartet zwar kurzfristig keine Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit der Versicherer. Jedoch könnten langfristig systemische Probleme entstehen, wenn Risiken in weniger regulierte Bereiche verlagert würden, so Fitch ein einem aktuellen Marktkommentar. Die Lockerungen, die die Wettbewerbsfähigkeit britischer Finanzunternehmen stärken sollen, sollen ab 2027 zur Anwendung kommen.











